Denkt um gotteswillen an die Kinder!

Denkt um gotteswillen an die Kinder!


Eine Glosse fürs Dampfer Magazin im Oktober 2015, geschrieben von Philgood

Wenn Ihr diese Glosse lest, ist es bereits Ende Oktober und wir wissen vielleicht schon genauer, wie Deutschland und Österreich das Dampfen regulieren wollen. Ob wir es nun genauer wissen oder nicht, wir haben natürlich unsere eigenen Vorstellungen wie das Ganze geregelt werden soll.

Für uns Dampfer braucht es nicht viel Regulierung. Wir wollen qualitativ hochwertige und sauber produzierte Liquids mit klar definierten Inhaltsstoffen, da wird jeder beipflichten. Aber sonst? Vielmehr braucht es sonst nicht an Regeln, ausser denjenigen die eh schon dem sicheren Umgang mit elektrischen oder elektronischen Geräten dienen.

Ein Thema gibt es aber, bei dem selbst wir Dampfer uneinig sind und das immer wieder zu grossen Diskussionen führt: Der Jugendschutz! Ab wann dürfen Jugendliche dampfen, sollen sie das überhaupt oder generell nicht? Wenn es um jugendliche Nichtraucher geht sind die Meinungen klar, für die ist das Dampfen nichts. Aber was ist mit jugendlichen Rauchern?

Wer die politische Meinungsfindung in der EU mitverfolgt hat, wird sich noch an Linda McAvan erinnern. „Lobby-Linda“, wie wir sie liebevoll genannt haben, war die Schattenberichterstatterin der EU-Kommission. Und es verging keine einzige Sitzung, in der sie nicht medienwirksam in das immer gleiche Geschrei ausgebrochen wäre. „Safe the children, we must save our children!!!“ kreischte sie jeweils hysterisch und wiederholt in den Saal.

Das fanden alle ganz toll, „oh ja, wir müssen die Kinder schützen“, sowas kommt immer gut an. Die armen Kinder, die werden von der bösen Industrie zum Rauchen verleitet und jetzt neu auch noch zum Dampfen! Das geht nicht, „safe the children, save the children, wir müssen ganz streng regulieren“!

Die E-Zig-Branche kennt seit Jahren eine freiwillige Selbstregulierung, die Händler verkaufen Dampfgeräte und Liquids nur an Personen über 18 Jahre. Das funktioniert – bis auf die paar schwarzen Schafe die es immer gibt – relativ gut. Aber ist es auch sinnvoll?

Jugendliche fangen in aller Regel im Alter von 10 bis 14 Jahren an zu rauchen. Das ist schlecht und da nützen alle politischen Regulierungen nichts, es ist einfach so. Wenn man Marlboro-Man werden möchte, dann muss man früh mit dem Üben anfangen. Da kann der Staat Prävention und Restriktion betreiben wie er möchte, die Kids quarzen dennoch; aus einem Gruppenzwang heraus oder weil's einfach cool ist.

Es ist also durchaus möglich, dass ein 16jähriger schon eine unrühmliche 5jährige Raucherkarriere hinter sich hat. Soll man diesem jungen Menschen nun das E-Dampfen verwehren, wenn er weg von den Pyros will? Wäre es in einem solchen Fall nicht sinnvoll vom Rauchen aufs Dampfen umzusteigen? Eine schwierige Frage, die man abendfüllend diskutieren kann.

Die E-Zigarette ist grundsätzlich nur für Suchtraucher geeignet, die keine andere Möglichkeit mehr haben, aus der Tabaksucht auszusteigen. So weit so korrekt. Die ganzen Kids, die am Wochenende mit ihren Freunden in den Shisha-Bars rumhängen, die sind keine Suchtraucher. Denen kann man nur einen Tipp geben: Lasst es bleiben und lasst auch die Finger vom E-Dampfen, geht suchtfrei durchs Leben!

Aber eben, es gibt halt auch die anderen, diejenigen, die mit 16 bereit zu Suchtrauchern geworden sind, unter welchen Umständen auch immer. Und diesen Jugendlichen darf man meiner Meinung nach den Zugang zum Dampfen eben nicht verwehren. Für sie ist es ein genauso hoffnungsvoller Ausstieg wie er es auch für uns war. Besser dampfen als rauchen!

Aber wie könnte man so etwas vernünftig regeln? Die Regierung wird ziemlich sicher auf ein strenges „ab 18“ pochen und das so im Gesetz festschreiben. Das ist im Grundsatz sicherlich ok; aber es müsste Ausnahmen geben können, für die Jugendlichen, bei denen kein Ausstieg aus der Tabaksucht mehr möglich ist. Das ist schwierig, wer soll diese Ausnahmen bewilligen? Der Hausarzt, der Apotheker, die Eltern?

Ich kann es Euch nicht sagen und es wird wohl auch nicht so weit kommen, dass sich der Gesetzgeber diese Fragen überlegen muss. Ein generelles Verbot unter 18 Jahren reicht denen völlig aus und ist zudem noch sehr einfach auszusprechen. Warum kompliziert werden wenn es auch einfach geht.......

Die eigentliche Frage, sollen Jugendliche die Möglichkeit zum Dampfen haben bleibt dadurch offen und wird noch unzählige Male diskutiert werden.

In diesem Sinne, gehabt Euch wohl und allzeit gut Dampf!

Euer Philgood