Ein Jahr zum Vergessen - bitte ein neues




Eine Glosse fürs Dampfer-Magazin im Dezember 2015, geschrieben und gesprochen von Philgood

Wie schnell doch so ein Jahr vergeht! Es ist immer wieder erstaunlich, wenn nicht sogar beängstigend. Wenn Ihr diese Glosse lest, dann ist das Jahr 2015 bereits Geschichte und 2016 klopft an die Tür. Es wird also Zeit, zurück zu blicken und voraus zu schauen. Tja, wie war es denn, das Dampferjahr 2015?

Nun ganz ehrlich, ich fand das Jahr aus der Sicht eines Dampfers nicht wirklich spannend. 2015 stand ganz im Zeichen des temperaturgeregelten Dampfens. Ich hatte dies beim letzten Jahreswechsel als spannende Innovation angekündigt und mir sehr viel davon versprochen. Aber leider hat das TC-Dampfen meine Hoffnungen und Wünsche nicht erfüllt, ich bin eher enttäuscht.

Zwar kamen unzählige TC-Geräte auf den Markt, die Industrie schiesst sich richtiggehend darauf ein. Aber das Ganze funktioniert nun halt mal nur mit Nickel- oder Titandraht und dadurch sind die Widerstände unsinnig tief. Die einzige löbliche Ausnahme bildet der Dani/Pipeline V2, bei dem TC auch über 1 Ohm und auch mit Edelstahldraht funktioniert. Diese Dicodes-Elektronik hat wohl eh eine neue Messlatte gesetzt, was Funktionalität und Präzision angeht.

Das E-Dampfen hat sich in diesem Jahr 2015 noch weiter von dem entfernt, wozu es eigentlich erfunden worden ist, nämlich als Ersatz für die Pyros. Mein Punkt war deshalb immer, dass das E-Dampfen noch einfacher werden müsse, so einfach wie Kippen zu rauchen. Aber davon sind wir heute weiter entfernt denn je. Das Dampfen ist komplizierter geworden, schwieriger zu verstehen und auch gefährlicher.

Die Wirkung von Spannung und Widerstand konnte man dem interessierten Raucher gerade noch verständlich erklären. Zumindest soweit, dass er es beim Dampfen einigermassen sinnvoll anwenden konnte. Aber jetzt? Die Leute schmeissen mit Leistungen, Koeffizienten, Ampère, Joule, Volt Drops, Konduktivität und allerlei anderem um sich, ohne wirklich zu verstehen, worum es eigentlich geht. Eigentlich wollte man doch nur mal von den Pyros wegkommen, oder?

Leider sind auch die Hersteller auf diesen wahnwitzigen Zug aufgesprungen und produzieren nur noch Geräte im Subohm und TC-Bereich. Natürlich ist es richtig und wichtig, dass es solche Geräte gibt, keine Frage. Aber ausschliesslich nur noch solche Geräte? Das ist wie wenn plötzlich alle Autohersteller nur noch Diesel-Fahrzeuge auf den Markt bringen würden. Du willst einen Benziner? Sorry, gibt's nicht mehr. Eine geradezu wahnwitzige Strategie, die die Hersteller hier verfolgen. Wobei ich stark bezweifle, dass sie überhaupt einen Plan haben, sie schmeissen eher einfach möglichst viele Geräte auf den Markt.

Die Folgen dieser bescheuerten Entwicklung kann ich mittlerweile täglich in meinem Posteingang lesen. Es sind Umsteiger, die mich anschreiben weil sie nicht zurecht kommen. Weil sie im Offlineshop eine eGo One aufgeschwatzt bekommen haben, mit dem Hinweis man müsse beim Dampfen immer direkt auf Lunge ziehen. Und das passt nun mal vielen Leuten nicht, es ist ihnen zu stark, es kommt zu viel, es kratzt und kneift und hustet. Denjenigen, die mich anschreiben, denen kann ich helfen, ich kann sie beraten und ihnen sagen dass sie einfach mal ein „normales“ Gerät ausprobieren sollen. Wobei, welches „normale“ Gerät? Es werden ja keine Anfängergeräte mehr produziert, da alle Hersteller offensichtlich kollektiv den Verstand verloren haben.

Viel schlimmer sind aber die tausenden von Leuten, die mich nicht anschreiben. Die Leute, die die eGo One nach einer Woche in die Tonne feuern und sich genüsslich eine Pyro anzünden. „Völliger Blödsinn dieses Dampfen, hab ich selber ausprobiert“ werden sie ihren Freunden sagen. Wir sind mittlerweile wieder auf dem gleichen Stand wie 2011, als viele den Umstieg mit der eGo-T versucht und nicht geschafft haben. Im tiefsten dampferischen Mittelalter also, technisch zwar auf einem viel höheren Niveau – aber dennoch Mittelalter. Eine Industrie, die sich nicht um die Umsteiger kümmert, sabotiert vorsätzlich das eigene Wachstum und das der gesamten Branche. Nicht wirklich clever, wie ich meine.

Nun, eine richtige und in meinen Augen bahnbrechende Innovation gab es dann aber doch noch in diesem Jahr und das ist der Springomizer von Golden Greek. Eine verblüffend einfache Lösung für ein bekanntes Problem, mit Leichtigkeit und Genialität angepackt und umgesetzt. Genau so geht Innovation, die Dinge vereinfachen, praktikabler und nachvollziehbarer machen – nicht komplizieren.

Das neue Jahr wird ein sehr spannendes werden, es wird ganz im Zeichen der europäischen Regulierungen stehen. Da werden wir das eine oder andere politische Schmankerl erleben, das kann ich Euch versprechen. Aber wir werden auch das durchstehen, irgendwie wird es weitergehen mit dem Dampfen. Auch das kann ich Euch versprechen, denn das E-Dampfen ist viel zu genial, als dass man es wegregulieren oder verbieten könnte. Es wird sich durchsetzen.

Dies ist für den Moment meine letzte Glosse fürs Dampfer-Magazin. Ich habe im September meine Mitarbeit gekündigt, da ich mit der politischen Ausrichtung des Magazins nicht mehr einverstanden bin. Es hat sich seit dem aber schon einiges verändert beim Dampfer-Magazin und ich schliesse nicht aus, dass es irgendwann „Philgood's Glosse“ wieder geben wird. Bis dahin wünsche ich Euch etwas sehr, sehr Schönes und einen tollen Start ins neue Jahr!

In diesem Sinne, gehabt Euch wohl und allzeit gut Dampf!

Euer Philgood